Hasen-Krimi
27.04.2005
Seit knapp sechs Wochen
leben die „Wild-Boys“ bei uns. (Am 20. März sind sie in die
Hasenvilla im Garten eingezogen.)
Die Wild-Boys sind zwei
zauberhafte, cirka 28 Wochen alte, kleine wildfarbene
Zwergkaninchen. Fritzgen ist hell-beige mit riesigen großen
Kulleraugen und Bolle ist fast schwarz. Wie der Name „
Wild-Boys“ es schon sagt, beide sind extrem ängstlich und scheu.
Sechs Wochen!
Und was für sechs
Wochen!! Ohne Tiere muss das Leben entsetzlich langweilig sein.
Wie sich nach kurzer
Zeit herausstellte, waren beide Hasen krank. Bolle hatte eine
kleine Beule an seinem Hinterteil und Fritzgens Rücken war
verziert mit einer festen 11-13 cm langen und knapp 2 cm hohen „
Platte“
Meine Fragen wurden vom
Tierschutz, wo Bolle und Fritzgen herkamen, kaum beantwortet, so
das ich mit dem was der Tierarzt vermutete, die beiden kleinen,
ängstlichen Jungs behandeln musste.
Bolle hat einen Abszess
und Fritzgen hatte mindestens zwei Hämatome.
Im Laufe der letzten
Wochen, gingen bei beiden Tieren die Beulen/ Platten auf.
Ohne die Hilfe einer
lieben Freundin, die eine Tierheilpraktikerin ist, hätte ich die
Zeit bis heute nicht so überstanden. Denn besonders Fritzgen
hat es schwer erwischt. Er hat an seinem ganzen kleinen Körper
jetzt vier offene Wunden aus denen der Eiter nur so sprudelt. Er
ist sehr mager geworden und deshalb habe ich vor ein paar Tagen
entschieden, ihn aus der Zwergenvilla in die Wohnung zu nehmen.
Die Öffnungen, vielmehr das Zeug was aus ihm heraus sprudelt,
erfordert scheinbar alle seine Kräfte. Ein bis zwei Mal dachte
ich schon, das er die Nacht nicht überleben wird. Ein weiterer
Besuch beim Tierarzt ergab, das sie nichts anderes machte, wie
ich Zuhause mindestens zwei Mal am Tag. Wunde frei schneiden
und reinigen und Salbe drauf. Ach ja!! Und noch eine
Aufbau-Vitamin-Spritze, die bei Fritzgen einen Durchfall
auslöste, der zwei Tage dauerte. ( Eine böse Zeit war
das!) In den letzten Tagen, gab es keinen Tag, wo ich nicht
geweint habe.
Aber die Krönung / der
Krimi war gestern!!
Als wir von der Arbeit
kamen, ging ich sofort zu Fritzgen ins Gästezimmer, wo er zur
Zeit sein Domizil hat, und behandelte ihn, machte den Stall
sauber und gab frisches Futter und Wasser. Nach einer kleinen
Pause für mich
J
ging ich runter in die Zwergenvilla und traute meinen Augen
nicht. In der Villa gibt es drei Etagen. Die unteren beiden
Etagen sind gemeinsam bewohnt von meinem Fünftett Hase Gismo,
Hase Onkel Karl und die Meerschweinchen Jacky, Odo und Lilly. In
der obersten Etage lebt Bolle. Aber da war nichts.
Der Stall war leer. Ich
kniff immer wieder die Augen zusammen, durchwühlte das Stroh
und Heu, nahm seine Hütte raus. Doch der Stall blieb leer.
In meinem Kopf machte
sich die gleiche Leere breit. Im Hasenhaus war nichts verändert.
Die Leiter stand an ihrem Platz. Die Türen der Ställe waren fest
verschlossen, nur eine Papprolle( zum spielen) aus Bolles Stall
die lag auf dem Boden. HIER WAR JEMAND!
Und dann ratterten
meine Gedanken. Bolle ist ein junges Kaninchen. Im Nachbarort
wurde ein Kaninchen aus dem Stall gestohlen, wie man uns eine
Woche zuvor berichtet hatte.
Ich sah Bolle schon
eingelegt in Rotweinsoße.
Ich ging ins Haus, wo
mein Dreibein nach meinem Bericht ebenso fassungslos, wie ich
war. Während er in den Stall ging um sich zu überzeugen, das
Bolle wirklich fort war, telefonierte ich unsere Nachbarn durch,
ob ihnen was seltsames heute auf dem Bersch aufgefallen sei.
Dann rief ich meine
Freundin an und erzählte ihr alles und dies ziemlich
tränenreich......
Den Nachbarn war nichts
aufgefallen, nur dass seit ein paar Tagen die Kinder, die unten
im Ort leben bei uns hier oben auf dem Bersch sind, und sich
hier um die Weiden tummeln wo die Pferde, Kühe und Lämmchen mit
ihren Müttern, leben. ( Zwei Weiden davon grenzen direkt links
und rechts an unserem Garten)
Wie soll ich die
nächsten Stunden beschreiben? Sie waren Horror PUR!!
Mein kleiner, kranker,
junger, ängstlicher Hase, der noch gar nicht „ Hase“ sein
durfte in seinem Leben, war weg. Als ich mich gerade dazu
entschlossen hatte, die Polizei anzurufen, da hörte ich
aufgeregte Stimmen vor dem Haus, die mich riefen.
Eine Nachbarin erzählte
mir aufgeregt, das sie einen kleinen dunklen Hasen beobachtet
hatte, der immer wieder durch unseren Garten flitzte. (Sie hatte
sich schon Gedanken um mein Gemüsebeet gemacht.)
Aufgeregt machten
Dreibein und ich uns daran, Hütten/ Fallen im Garten
aufzustellen mit seinem, also Bolles Einstreu aus seinem Stall (
wegen dem vertrauten Geruch )
und mit Futter bestückt. Bei dieser Aktion kamen Nachbarn die
unterhalb von uns leben und erzählten mir ebenfalls von einem
kleinen Hasen, den sie bei sich im Garten beobachtet hatten.
Wir gingen ins Haus
und mir wurde bewusst, wie winzig die Chance war, das wir Bolle
wieder einfangen können. Wenn er seinen Weg ins Tal suchte, dann
würde er nicht mehr zurück finden. Und überhaupt! Würde er in
seiner Angst nicht immer die Flucht ergreifen wollen? Bei dem
riesigen Futterangebot auf den Weiden und in den Gemüsebeeten
hier in der Umgebung, würde er sich wohl kaum locken lassen.
Der Verdacht erhärtete
sich immer mehr, das Kinder „ nur mal „ gucken wollten.....die
Stalltüre öffneten und das mein Panik-Bolle, die große Flatter
gemacht hat.
Ich schwankte zwischen
tiefer Trauer und Resignation und Wut.
Da ging das Telefon und
ich wollte eigentlich nicht ran gehen. Zum Glück habe ich es
doch getan. Denn während des Telefonates ging ich auf und ab und
auch auf unseren Balkon. Und während ich meiner lieben
Bekannten zuhörte, was sie mir in der Bolle-Sache vorschlug,
unter anderem auch vorbei zu kommen mit weiteren „ Fallen“
.......
DA SAH ICH IHN!!
Er hoppelte wie
verrückt in und um unser Beerenbeet herum. Ich hoffe, das bei
meiner Bekannten die Ohren noch dran sind, denn ich habe nach
meinem Mann geschrieen, das man es bestimmt bis nach China
gehört hat.
Und dann habe ich auch
noch einfach das Gespräch weg gedrückt.
Ts.ts.ts....
(Einen lieben Gruß an,
..... du weißt schon;-D )
Wir sind mit Decken und
Netzen bewaffnet runter zum Beerenbeet. Hat eigentlich schon mal
jemand beobachtet, was Kaninchen für eine wahnsinnige
Geschwindigkeit beim Rennen an den Tag legen können?? Ich habe
es gestern gesehen und ich mache mir tatsächlich Gedanken das
unser Aussengehege (9qm) für die Hasen viel zu klein ist.
Bolle flitzte schnell
wie ein Blitz in die Hasenvilla, wir rannten hinterher, was ihn
wohl sehr erschreckt hat, denn er kam wieder raus und umrundete
das Haus, um schnell wie ein Pfeil in den oberen Garten zu
preschen. Das ging so rasend schnell, das wir beide nicht mit
bekommen hatten, ob er die Strasse überquert hat und in Nachbars
Garten verschwunden ist. Mal wieder übermannte mich die
Verzweiflung. Wir würden Bolle niemals fangen können.
Es blieb nichts anderes
übrig als noch die Transportboxen der Katzen gefüllt mit Stroh
und Heu aufzustellen und zu hoffen. Ich setzte mich, so ziemlich
am Ende mit meinen Nerven, auf unsere Treppe im Garten und flennte so vor mich
hin, als Dreibein, der im Keller war, plötzlich aufgeregt meinen
Namen rief.
Bolle war im Keller!!
Er war in den Keller
gerannt und versteckte sich zwischen Dreibeins Werkzeug.
Alles andere war ein
Kinderspiel und ihr lest richtig.
Bolle ist wieder
Zuhause!
Und es geht ihm gut!
Was für ein Krimi.
(Wie man also lesen
kann, auch mit Hasen wird es niemals langweilig.)
Noch einmal einen lieben Dank, an alle die
Menschen die Bolle und uns geholfen haben. |